
Über das Objekt
Peter Brüning
Ohne Titel
1959
Lithographie auf Papier
34 x 34 cm
signiert und datiert, nummeriert 4/80
Obwohl das Oeuvre Brünings in zwei unterschiedliche Erscheinungsformen geteilt werden kann, gibt es sowohl bei den informellen Werken als auch bei den Verkehrslandschaften übergreifende, strukturelle und formale Grundtendenzen wie z.B. die Darstellung von Bewegungsabläufen und das Verständnis einer spezifischen Raumvorstellung, die das Weiß des Trägermaterials mit in die Bildkomposition einbezieht. Diese Prinzipien erkennt man auch in der hier gezeigten Lithographie. Vom französischen Informel eines Henri Michaux oder Georges Mathieu, vor allem aber von den Werken seines amerikanischen Freundes Cy Twombly inspiriert, entwickelte sich der Stil Brünings in den 50er Jahren zunehmend gestischer, großzügiger und dynamischer. Die Spontanität und Direktheit des Mediums Zeichnung entspricht dabei dem Geist und Wesen dieser informellen Phase. Das Motiv der hier angebotenen Lithographie ist nicht nur durch das schmale, längliche Darstellungsformat und die starke Betonung der horizontalen Mittelachse eine Besonderheit. In seiner skripturalen Grundeigenschaft verdeutlicht es beispielhaft die Nähe zu Twombly, der Brüning von seiner bislang dunkleren, dichten Malweise hin zu mehr Offenheit und Helligkeit inspirierte. Spannungsvoll, dramaturgisch inszeniert und zugleich spielerisch tänzelnd wirkt der Duktus der einzelnen Striche, die miteinander ein lineares Geflecht bilden und deren Charakter wie Schriftzeichen anmutet. Die zarten farbigen Akzente verleihen dem Blatt gewisse Poesie.