Die 1924 in Budapest geborene Vera Molnar war eine Vertreterin der konstruktiv konkreten Kunst. Sie gilt als Pionierin der digitalen und algorithmischen Kunst und wird von vielen als erste weibliche Digitalkünstlerin überhaupt verehrt. Als Grande Dame der Digital Art arbeitete Molnar sowohl analog als auch digital. Molnar studierte von 1942 bis 1947 Malerei, Kunstgeschichte und Ästhetik an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste in Budapest. Seit 1946 sind ihre Werke gegenstandslos und abstrakt in der Tradition konstruktiv konkreter Kunst verwurzelt. 1947, nach einem Stipendium in Rom, zog Vera Molnar nach Frankreich ins künstlerisch reizvolle Paris, wo sie bis zu Ihrem Tod lebte und arbeitete. 1960 war sie eines der Gründungsmitglieder der „GRAV – Groupe de Recherche d´Art Visuel“ und 1967 der Gruppe „Art et Informatique“ am Pariser Institut für Ästhetik und Kunstwissenschaften. Bereits 1968 entstanden ihre ersten computergenerierten Kunstwerke. Von 1985 bis 1990 war Molnar als Lehrbeauftragte für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft an der Universität Sorbonne in Paris tätig. Auf den ersten Blick scheint die künstlerische Verwurzelung Molnars in der geometrischen Abstraktion zu liegen. Molnar nutzte als Basis ihrer Arbeiten ein Vokabular aus Linien, Kreisen und Quadraten. Basierend auf einer intensiven, theoretischen Reflektion bezüglich dem Entstehungsprozess und den Mechanismen der Bildfindung galt ihre Faszination und Aufmerksamkeit stets jener Kunst, die auf exakter Wissenschaft und Mathematik im Speziellen beruht. Inspiriert von Künstlern wie Piet Mondrian und Kasimir Malewitsch sowie der aufkommenden konkreten Kunst Bewegung kam Molnar schon früh für sich zu dem Entschluss einer strikten, algorithmischenKonzeption und Arbeitsweise, die sie selbst als méthode imaginaire bezeichnete. Molnar stellt in ihrer Kunst feste Regeln auf und variiert diese in einer seriellen Arbeitsweise. Mit kleinen Abweichungen und Andeutungen von 1% Unordnung im geordneten System erzeugt sie die für den Spannungsaufbau eines Kunstwerks erforderliche Wendung. Präsentationen ihrer Arbeiten in Museumsausstellungen weltweit und vermehrte Ausstellungen auch in international bedeutenden Galerien honorieren derzeit ihr langjähriges, kreatives Schaffen. So hatte Vera Molnar u.a. 2012 eine Retrospektive im Musée des beaux-arts in Rouen und war 2010 Teil der Ausstellung Elles@centrepompidou in Paris. Auch das Museum of Modern Art in New York zeigte ihre Arbeiten bereits in drei verschiedenen Gruppenausstellungen. Zuletzt würdigte das Museum Ritter die Künstlerin mit einer umfangreichen Retrospektive in Deutschland. Als Teilnehmerin der Biennale in Venedig 2022 machet sie von sich Reden.